Der Dreißigjährige Krieg, der Mitteleuropa vor 400 Jahren erschütterte, ist als eine der dramatischsten Epochen der europäischen Geschichte in das kollektive Gedächtnis eingegangen. Der Konflikt, der 1618 mit dem Prager Fenstersturz seinen Anfang nahm, weitete sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem erbitterten Kampf um religiösen Einfluss und politische Hegemonie innerhalb Europas aus. Hunger, Tod und Seuchen dezimierten die Bevölkerung mancherorts um bis zu zwei Drittel, verwüsteten ganze Regionen und setzten enorme Flüchtlingsströme in Bewegung. Doch auch während des Krieges kam die Kunstproduktion nicht zum Erliegen. Im Gegenteil: Die Kunst erfüllte weiterhin wichtige Funktionen. Sie diente der Repräsentation von Macht, als diplomatisches Geschenk, der Dokumentation von Kriegshandlungen oder der Mahnung zum Frieden.

Die hohe Wertschätzung der Künste auch und gerade in diesen Krisenzeiten machte sie zu einem allseits begehrten Beutegut. In einem bis dahin unbekannten Ausmaß kam es in gezielten Aktionen zum Abtransport ganzer Sammlungen durch den Sieger, darunter bedeutende Bibliotheken, etwa die Bibliotheca Palatina in Heidelberg (1622). Aufgrund wechselnder Besitzverhältnisse nahmen die erbeuteten Kunstwerke ihren Weg quer durch Europa und erfuhren dabei auch Umdeutungen. Heute befinden sie sich in Museen weltweit und gehören mit ihrer facettenreichen Geschichte zum gemeinsamen europäischen Kulturerbe.

400 Jahre nach dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges haben sich elf namhafte Museen und Forschungsinstitutionen aus Deutschland, Tschechien, Schweden, Polen, Österreich, Italien, Spanien und Belgien zusammengefunden, um in dem international angelegten Forschungs- und Ausstellungsprojekt „BELLUM ET ARTES“ ein europäisches Gesamtbild dieser epochemachenden Ereignisse zu zeichnen. Von 2021 bis 2025 ist unter Federführung des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig gemeinsam mit den SKD eine Reihe von Ausstellungen, Tagungen und Workshops geplant. Beteiligte Partner sind die Nationalgalerie Prag, die Tiroler Landesmuseen in Innsbruck, der Complesso Museale Palazzo Ducale in Mantua, das Nationalmuseum in Danzig, das Universitätsmuseum in Breslau, das Schlesische Museum zu Görlitz, die Livrustkammaren (Leibrüstkammer) in Stockholm, das Museo Nacional del Prado in Madrid und das Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel. Dabei repräsentiert jede der am Projekt beteiligten Institutionen eine andere vom Dreißigjährigen Krieg betroffene Region. Sie alle eint die Absicht, eine langfristige und intensive Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Forschung, Museumsarbeit und Vermittlung zur Rolle der Kunst während des Dreißigjährigen Krieges zu etablieren.

Mit rund 150 Exponaten aus den Beständen der SKD, ergänzt durch zahlreiche internationale Leihgaben, entwirft die Dresdner Station ein umfassendes Bild von der Rolle der Kunst während des Krieges insbesondere in Sachsen und schlägt einen Bogen zu den Themen unserer Zeit. Fragen nach dem Zusammenhalt Europas, den Auswirkungen von Flucht und Migration, dem Umgang mit Beutekunst oder der Relevanz des kulturellen Erbes für die Bildung nationaler Identitäten werden gestellt.

Thematisch in fünf Bereiche gegliedert, beginnt die Präsentation in der Fürstengalerie des Dresdner Residenzschlosses quasi auf dem Kriegsschauplatz selbst. So zeigen Feldharnische, Pistolen, Piken und Schwerter sowie Pechkränze und gusseiserne Handgranaten sehr selten erhaltene Kriegsgeräte der damaligen Zeit. Wichtige Schlachten, darunter die am Weißen Berg 1620, wurden von den Künstlern akribisch genau in Bildern für Zeitgenossen und Nachwelt festgehalten. Hierfür erwies sich der Kupferstich als ein besonders geeignetes Medium.

Neben Kupferstichen wurden die Schrecken des Krieges vor allem in Zeichnung und Druckgrafik, aber auch in Gemälden festgehalten. Der bedeutendste Maler dieser Zeit, der seine künstlerische Arbeit in den Dienst des Friedens stellte, war Peter Paul Rubens, der mit einer um 1628 entstandenen Allegorie auf den Krieg in der Ausstellung vertreten ist.

Ein weiterer Bereich führt die Besucher*innen an eine opulente Tafel, an der die Hauptakteur*innen des Krieges vorgestellt werden, darunter das sächsische Kurfürstenpaar Johann Georg I. und Magdalena Sibylla, der „Winterkönig“ Friedrich V. von der Pfalz und seine Gemahlin Elizabeth Stuart, Maximilian I. von Bayern, Kardinal Richelieu, die Habsburger Kaiser Ferdinand II. und Ferdinand III. sowie der schwedische König Gustav II. Adolf und seine Tochter und Nachfolgerin Christina. Sie alle einte das Interesse an der Kunst, für die sie auch während des Krieges weiterhin hohe Summen ausgaben.

In einem letzten Kapitel schauen die Ausstellungsmacher*innen auf die Kunst als Beute. Gezeigt wird eine Auswahl hochkarätiger Beutestücke aus unterschiedlichen fürstlichen Sammlungen. Dabei wird auch die Frage aufgeworfen, welchen Einfluss diese Plünderungen auf den Kulturtransfer innerhalb Europas hatten. In interaktiven Medienstationen lassen sich sowohl die Wege der erbeuteten Kunstwerke bis an ihre heutigen Aufbewahrungsorte als auch die bewegenden Lebensumstände der Künstler während des Dreißigjährigen Krieges nachverfolgen. Hörstationen vermitteln anhand von Zeitzeugenberichten und Briefen zudem einen lebendigen Eindruck vom Schicksal der Bevölkerung.

Neben der Fürstengalerie erstreckt sich die Ausstellung auf weitere Bereiche im Dresdner Residenzschloss. Der Sponselraum des Neuen Grünen Gewölbes widmet sich dem damaligen Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen, während im Studiolo im Georgenbau wichtige Archivalien und Verträge vorgestellt werden. Darüber hinaus können in der ständigen Präsentation des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer zahlreiche weitere Werke entdeckt werden. Eigens gekennzeichnet, spannen sie einen roten Faden durch das Residenzschloss.

 

Im Rahmen des Projekts entstanden zwei Publikationen:

BELLUM ET ARTES. Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg, Herausgeber: Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO); Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Nationalgalerie Prag; Claudia Brink; Susanne Jaeger; Marius Winzeler, 544 Seiten, Buchhandel: 48,00€, Museumsausgabe 29,00€, Sandstein Verlag, ISBN: 978-3-95498-605-7

BELLUM ET ARTES. Sachsen und Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg, Herausgeber: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), Theda Jürjens, Dirk Syndram, 150 Seiten, 15,00€, Sandstein Verlag, ISBN 978-3-95498-606-4

 

Die Dresdner Ausstellung und das gesamte internationale Kooperationsprojekt (2020–2025) entstanden in enger in Zusammenarbeit von SKD und Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) und in Kooperation mit der Nationalgalerie Prag.

Die Gesamtleitung des Projekts an den SKD lag bei Prof. Dr. Dirk Syndram, der nach jahrzehntelangem Wirken an den SKD im August in den Ruhestand geht.

 

Kurator*innen: Claudia Brink (SKD), Theda Jürjens (GWZO/SKD), Susanne Jaeger (GWZO)

Pressekonferenz "BELLUM ET ARTES" am 7. Juli 2021

BELLUM ET ARTES. La Sassonia e l’Europa centrale nella Guerra dei Trent’Anni

La Guerra dei Trent’anni, che scosse l’Europa centrale 400 anni fa, è rimasta nella memoria collettiva come uno dei periodi più drammatici della storia europea. Il conflitto iniziato nel 1618 con la defenestrazione di Praga, si trasformò nei decenni successivi in un’aspra lotta per l’influenza religiosa e l’egemonia politica in Europa. La fame, la morte e le epidemie in alcune località decimarono fino a due terzi della popolazione, devastarono intere regioni e misero in moto enormi flussi di profughi. Ma anche durante la guerra, la produzione artistica non si fermò. Al contrario: l’arte continuò a svolgere importanti funzioni. Serviva per rappresentare il potere, come dono diplomatico, per documentare atti di guerra o come monito per la pace.

L’alta stima per l’arte, anche e soprattutto in questi tempi di crisi, ne fece un tesoro ambito da tutti. In misura fino allora sconosciuta, il vincitore condusse campagne mirate per rimuovere intere collezioni, comprese importanti biblioteche come la Biblioteca Palatina di Heidelberg (1622). A causa del passaggio di proprietà, le opere d’arte rubate si fecero strada in tutta Europa e furono anche reinterpretate nel corso di questo processo. Oggi si trovano nei musei di tutto il mondo e, con la loro storia multiforme, fanno parte del comune patrimonio culturale europeo.

A 400 anni dall’inizio della Guerra dei Trent’anni, undici rinomati musei e istituti di ricerca di Germania, Repubblica Ceca, Svezia, Polonia, Austria, Italia, Spagna e Belgio si sono riuniti per comporre un quadro europeo globale nella ricerca internazionale e il progetto espositivo “BELLUM ET ARTES” per raffigurare questi eventi epocali. Dal 2021 al 2025 sono in programma una serie di mostre, conferenze e workshop insieme all’SKD (Collezioni di Arte Statali di Dresda) e sotto la guida dell’Istituto Leibniz per la storia e la cultura dell’Europa orientale (GWZO) a Lipsia. I partner partecipanti sono la Galleria Nazionale di Praga, i Musei statali tirolesi di Innsbruck, il Complesso Museale del Palazzo Ducale di Mantova, il Museo Nazionale di Danzica, il Museo dell’Università di Wroclaw, il Museo della Slesia di Görlitz, il Livrustkammaren (Leibrüstkammer) di Stoccolma, il Museo Nacional del Prado a Madrid e la Casa della Storia Europea a Bruxelles. Ciascuna delle istituzioni coinvolte nel progetto rappresenta una diversa regione colpita dalla Guerra dei Trent’Anni. Tutte hanno in comune l’intenzione di stabilire una cooperazione intensa e a lungo termine nel campo della ricerca, del lavoro museale e della comunicazione sul ruolo dell’arte durante la Guerra dei Trent’Anni.

Con circa 150 pezzi provenienti dal patrimonio dell’SKD, integrati da numerosi prestiti internazionali, la stazione di Dresda offre un quadro completo del ruolo dell’arte durante la guerra, soprattutto in Sassonia, e suggerisce un legame con le questioni del nostro tempo. Si pongono domande sulla coesione dell’Europa, sugli effetti degli esodi e delle migrazioni, sulla gestione dell’arte saccheggiata o sulla rilevanza del patrimonio culturale per la formazione delle identità nazionali.

Divisa tematicamente in cinque aree, la presentazione nella Galleria del Principe del Dresden Residenzschloss inizia, per così dire, sullo stesso teatro di guerra. Importanti battaglie, tra cui quella della Montagna Bianca nel 1620, furono meticolosamente raffigurate dagli artisti in quadri per contemporanei e posteri. L’incisione su rame si è rivelata un mezzo particolarmente adatto per queste rappresentazioni.

Oltre che nelle incisioni su rame, gli orrori della guerra sono stati principalmente documentati nei disegni e nelle stampe, ma anche nei dipinti. Il pittore più importante di questo periodo, che mise la sua opera artistica al servizio della pace, fu Peter Paul Rubens, rappresentato in mostra con un’allegoria della guerra del 1628 circa.

Un’altra area conduce i visitatori a un opulento tavolo in cui sono presentati i principali attori della guerra*, tra cui la coppia di elettori Johann Georg I e Magdalena Sibylla, il “re d’inverno” Federico V del Palatinato e sua moglie Elisabetta Stuart, Massimiliano I di Baviera, il cardinale Richelieu, gli imperatori asburgici Ferdinando II e Ferdinando III, il re svedese Gustavo II Adolf e sua figlia e successore Christina. Erano tutti accomunati dall’interesse per l’arte, per la quale continuarono a spendere ingenti somme anche durante la guerra.

In un capitolo finale, gli organizzatori della mostra si soffermano sull’arte come preda. È esposta una selezione di bottini di prima classe provenienti da varie collezioni principesche. Ciò solleva anche la questione su quale influenza abbiano avuto questi saccheggi sul trasferimento della cultura all’interno dell’Europa. Nelle stazioni multimediali interattive, è possibile tracciare sia i percorsi delle opere d’arte catturate verso i loro attuali luoghi di stoccaggio, sia le commoventi condizioni di vita degli artisti durante la Guerra dei Trent’Anni. Con l’aiuto di testimonianze oculari e lettere, le stazioni di ascolto trasmettono anche una vivida impressione del destino della popolazione.

Oltre alla Galleria del Principe, la mostra si estende ad altre aree del Residenzschloss di Dresda. La Sala Sponsel della New Green Vault è dedicata all’allora elettore Johann Georg I di Sassonia, mentre importanti archivi e contratti sono presentati nello Studiolo nel Georgenbau. Inoltre, numerose altre opere possono essere scoperte nella presentazione permanente della Green Vault e dell’Armeria. Appositamente segnalate, si snodano lungo un filo conduttore attraverso il palazzo residenziale.

Nell’ambito del progetto sono state prodotte due pubblicazioni: BELLUM E ARTE. L’Europa centrale nella Guerra dei Trent’Anni, editore: Istituto Leibniz per la storia e la cultura dell’Europa orientale (GWZO); Collezioni statali d’arte Dresda; Galleria Nazionale di Praga; Claudia Brink; Susanne Jaeger; Marius Winzeler, 544 pagine, commercio librario: € 48,00, edizione museale € 29,00, Sandstein Verlag, ISBN: 978-3-95498-605-7  

BELLUM E ARTE. La Sassonia e l’Europa centrale nella Guerra dei Trent’anni, editore: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Istituto Leibniz per la storia e la cultura dell’Europa orientale (GWZO), Theda Jürjens, Dirk Syndram, 150 pagine, 15,00 €, Sandstein Verlag, ISBN 978-3 -95498 -606-4

La mostra di Dresda e l’intero progetto di cooperazione internazionale (2020-2025) sono stati creati in stretta collaborazione tra l’SKD e l’Istituto Leibniz per la storia e la cultura dell’Europa orientale (GWZO) e in collaborazione con la Galleria Nazionale di Praga. La direzione generale del progetto presso l’SKD era il Prof. Dr. Dirk Syndram, che andrà in pensione ad agosto dopo aver lavorato per decenni per la SKD.

Curatori: Claudia Brink (SKD), Theda Jürjens (GWZO / SKD), Susanne Jaeger (GWZO)

Pressekonferenz "BELLUM ET ARTES" am 7. Juli 2021